David Marquardt zum Thema Marketing und Architektur

Betrachten wir Fotos von Architektur, so reduzieren wir die Architektur auf ein zweidimensionales Bild. Diese Reduktion der Architektur auf „Design“ ist eine Folge der voranschreitenden Digitalisierung (Instagram etc.). Architekten sind dazu verleitet, Bilder anstelle von Räumen zu bauen. Für ein vollumfängliches Erlebnis muss der Betrachter aber die Architektur vor Ort begehen und die Raumfolgen, die Akustik, den Geruch, die Materialien sowie das Licht erleben. Wer für seine Marke eine starke architektonische Identität baut, der setzt auf Langfristigkeit und Echtheit und nutzt die Chance, dem Kunden durch eine gezielte Abfolge von Räumen seine Markenwerte näher zu bringen.

Markenwelten haben sich in den letzten Jahren mehr und mehr in die digitale Welt verschoben. Der traditionelle Laden scheint ausgedient zu haben, doch wo Veränderung ist, sind auch Chancen. Reale Orte, wo sich Leute treffen und interagieren, wo sie nebst digitalen auch noch reale Erlebnisse erfahren können, müssen mit neuen Geschäftsmodellen neu erfunden werden. Die Frage ist nicht, ob analog oder digital gewinnt: es müssen von beiden Welten die Vorteile genutzt und neu zusammengebaut werden. So werden Markenwelten zu Orten, wo der Mensch mit allen Sinnen etwas erleben kann. Gute Architektur zeichnet sich dadurch aus, dass viele der funktionalen und räumlichen Abläufe reibungslos funktionieren und für den Betrachter unsichtbar sind. Reduziert und gut proportioniert tritt so das Erlebnis in den Vordergrund.

Die volatile digitale Welt hat also mit guter Architektur einen starken Sparringpartner, statische und dynamische Elemente ergänzen sich. Die Architektur ist das „Kleid“ einer Marke; wie man sich kleidet, so wirkt man auch auf andere. Sobald Räume, Materialien, Licht und Konstruktion zu einer Einheit werden, entsteht ein einzigartiges Raumgefüge, das eine Marke darstellt. Die Raumabfolge ist wie ein Film, eine Customer Journey, die – sorgfältig geplant – eine Geschichte über eine Marke erzählen und die Interaktion mit dem Kunden im richtigen Moment und mit der gewünschten Nähe inszenieren kann. Aufgrund der räumlichen und zeitlichen Zusammenhänge sowie der künstlerischen und funktionalen Anforderungen, wird die Architektur oft als die komplexeste aller Kunstformen beschrieben.